Einführung
Präeklampsie ist eine schwerwiegende Schwangerschaftskomplikation, die weltweit eine erhebliche Gefahr für die Gesundheit werdender Mütter darstellt. Es trägt zu Frühgeburten, erhöhten perinatalen Gesundheitsproblemen, Sterblichkeitsraten und langfristigen Behinderungen bei. Während die Rolle von Folsäure als B-Vitamin bei der Vorbeugung von Neuralrohrdefekten weithin anerkannt ist, ist ihr Potenzial zur Vorbeugung von Präeklampsie, insbesondere in den späteren Stadien der Schwangerschaft, Gegenstand von großem medizinischem Interesse. Eine bahnbrechende internationale multizentrische Studie, die 2018 im BMJ veröffentlicht wurde, wirft neues Licht auf diese Frage.
Forschungshintergrund
Präeklampsie betrifft etwa 3–5 % aller Schwangerschaften weltweit und ist eine der Hauptursachen für Müttersterblichkeit. Angesichts der begrenzten verfügbaren Behandlungsmöglichkeiten – die Entbindung ist die einzige endgültige Heilung – ist die Suche nach wirksamen vorbeugenden Maßnahmen von größter Bedeutung. Als weithin empfohlenes Vitaminpräparat hat Folsäure großes Forschungsinteresse geweckt, insbesondere im Hinblick auf seine potenziellen Vorteile im zweiten und dritten Schwangerschaftstrimester.
Versuchsdesign
Diese als „FACT“-Studie bezeichnete Untersuchung zielte darauf ab, die Wirksamkeit hochdosierter Folsäure bei der Vorbeugung von Präeklampsie bei schwangeren Frauen zu bewerten, bei denen ein erhöhtes Risiko festgestellt wurde. Diese doppelblinde, randomisierte kontrollierte Phase-III-Studie wurde in mehreren internationalen Zentren in Argentinien, Australien, Kanada, Jamaika und dem Vereinigten Königreich durchgeführt. Insgesamt 2.301 geeignete schwangere Frauen, bei denen ein hohes Risiko für Präeklampsie festgestellt wurde, wurden von der 8. bis 16. Woche nach dem Zufallsprinzip entweder einer hochdosierten Folsäuregruppe (die täglich vier 1,0-mg-Tabletten zum Einnehmen erhielt) oder einer Placebogruppe zugeordnet Schwangerschaft bis zur Entbindung.
Hauptergebnisse
Der primäre Endpunkt war die Inzidenz von Präeklampsie. Die Studie ergab, dass 14,8 % der Frauen in der Folsäuregruppe eine Präeklampsie entwickelten, verglichen mit 13,5 % in der Placebogruppe – ein Unterschied, der statistisch nicht signifikant war (relatives Risiko 1,10, 95 %-Konfidenzintervall 0,90 bis 1,34, P = 0,37). Es wurden keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Gruppen hinsichtlich anderer nachteiliger mütterlicher oder neonataler Folgen beobachtet.
Forschungsbedeutung
Die Ergebnisse der FACT-Studie haben tiefgreifende Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheitspolitik. Sie weisen darauf hin, dass eine hochdosierte Folsäure-Supplementierung über das erste Trimester hinaus keine wirksame Strategie zur Vorbeugung von Präeklampsie bei Hochrisikofrauen darstellt. Diese Entdeckung legt nahe, dass bestehende Empfehlungen zur Folsäure-Supplementierung möglicherweise eine Neubewertung und Anpassung rechtfertigen.
Ausblick auf die Forschungsrichtung
Obwohl Folsäure nicht die erwartete vorbeugende Wirkung gegen Präeklampsie zeigte, lassen sich die Forscher nicht beirren. Diese Erkenntnis hat tatsächlich weitere Forschungen zu Strategien zur Prävention von Schwangerschaftskomplikationen ausgelöst. Mit Blick auf die Zukunft besteht eine wachsende Erwartung an die Entwicklung innovativer Ansätze, um das Auftreten von Präeklampsie wirksamer zu reduzieren und die Gesundheit sowohl von werdenden Müttern als auch von Neugeborenen zu schützen.
Referenzen:
Wen SW, White RR, Rybak N, Gaudet LM, Robson S, Hague W, Simms-Stewart D, Carroli G, Smith G, Fraser WD, Wells G, Davidge ST, Kingdom J, Coyle D, Fergusson D, Corsi DJ, Champagne J, Sabri E, Ramsay T, Mol BWJ, Oudijk MA, Walker MC. Wirkung einer hochdosierten Folsäure-Supplementierung in der Schwangerschaft auf Präeklampsie (FACT): doppelblinde, Phase III, randomisierte, kontrollierte, internationale, multizentrische Studie. BMJ 2018;362:k3478. doi:10.1136/bmj.k3478.